Michelbach 1a.

Urteil der Jury Wohnbauten des Jahres 2024, CALLWEY
Michael Schuster, Chefredakteur DBZ

„Das Wohnhaus Michelbach 1a liegt am Waldrand auf einem anspruchsvollen Grundstück in Hanglage. Es bezieht sich auf einen Schwarzwaldhof, ein Eindachhaus, wie es für die Region typisch ist.

Durch Michael Welle Architektur entstand mit der handwerklichen Kompetenz der Fachleute vor Ort ein wunderbares Beispiel für bezahlbare regionale Architektur. Der Generalunternehmer, der Holzbaufachbetrieb wie auch das Sägewerk sind im kleinen Schwarzwaldort Nordrach ansässig, in dem sich das Mehrfamilienhaus befindet.

Bei der Auswahl der Baustoffe lag ein besonderes Augenmerk auf der Verwendung regionaler und zirkulärer Materialien, die nach Nutzung des Gebäudes durch lösbare Verbindungen einfach wiederverwendet werden können, ein Rückbau ist problemlos möglich. Das verwendete Holz stammt von regionalen Waldbauern und wurde im Sägewerk vor Ort bearbeitet, was die Transportwege erheblich minimierte.

Das intensive Zusammenspiel von regional vorhandenen Ressourcen und innovativer Handwerkskunst hat zu einem schadstofffreien Gebäude geführt, gleichzeitig wird im Gebäude mehr CO2 gespeichert, als durch die Erstellung und Nutzung freigesetzt wurde bzw. wird.

Eine hervorragende Wärmeisolierung wird durch die verwendete Strohdämmung erreicht, die zugleich den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes verringert. Der Lehmaushub aus der Baugrube wurde für Schüttungen und als Grundputz wiederverwendet und trägt zu einer Verbesserung des Raumklimas bei. Die Strahlungswärme der eingebauten Wandheizung sorgt für ein gesteigertes Wohlbefinden bei gleichzeitiger Energieeinsparung.

Im Inneren dominieren individuell für die Bedürfnisse der Nutzer hergestellte Einbaumöbel. Das Auge wird durch die Verwendung von wenigen ausgewählten Materialien nicht abgelenkt, die Räume strahlen durch ihre Zurückhaltung Ruhe aus.

Das Haus fügt sich mit einer Selbstverständlichkeit wunderbar in die Landschaft ein, als ob es schon immer an diesem Ort gewesen wäre – was alles zu einer Anerkennung in dem Award „Wohnbauten des Jahres 2024“ führte.“

 

Fotos: Jürgen Pollak & Patrick Möhrle